Rasse

Rasse und Charakter – Magyar Vizsla Kurzhaar, Ungarischer Vorstehhund

Steckbrief

Magyar Vizsla Maxim PortraitGrösse Hündin 54-60 cm, Rüde 58-64 cm
Gewicht 20-30 kg
Farbe Semmelgelb bis rehbraun, mit brauner Nase und bernsteinfarbenen Augen
Haare glatt und pflegeleicht, keine Unterwolle
Wesen Agil und wendig, lauffreudig und arbeitswillig, reaktionsstark und schnell, lernbegierig und intelligent, sensibel und menschenfreundlich.

Veranlagung

Magyar Vizsla Maxim beim VorstehenDer Vizsla ist ein Arbeitshund der bis heute als Jagdgebrauchs-/Vorstehhund gezüchtet wird. Im Einsatz sucht der Vorstehhund grosse, offene Flächen mit Schnelligkeit und unermüdlicher Ausdauer präzise nach Wild ab. Wittert er welches, muss er in der charakteristischen Vorstehstellung verharren und darf sich erst auf Komando des Jägers dem Wild nähern.
Natürlich holt, apportiert und übergibt er die Beute wie Federwild, Hase oder Fuchs nach dem Schuss unversehrt dem Jäger und deckt das ganze Repertoir der Wasserabeit (Entenjagd) ab. Der Vizsla wird auch für die Nachsuche von verletztem oder angeschossenenem Wild eingesetzt, denn er verfügt über eine sehr gute Nase und zuverlässigen Spurwille. Da die grossen weiten Flächen in der Schweiz fast verschwunden sind, wird der Vizsla jagdlich erfolgreich als Alleskönner geführt.
Dies sind nur einige, unvollständige Ausführungen, doch steht fest, dass der Vizsla noch heute zu den professionellen Jagdgebrauchshunden mit Führereinfluss gehört und es keine Trennung zwischen Leistungs- und Schönheitszucht gibt.

Ein Rasse-typischer Vizsla bringt Wasserfreude mit, spurt und stöbert mit Ausdauer und zeigt grossen Finderwille.

Beschäftigung

Magyar Vizsla Maximim RevierEinleuchtend, dass sich Hunde dieser Rasse nur bedingt mit simplen Spaziergängen zufrieden geben. Denn auch wenn er nicht jagdlich geführt wird, verliert er dieses Gen-Erbe nicht. Manche entwickeln eine sehr grosse Jagdpassion und es wird für Nichtjäger zur täglichen Herausforderung, diesen Trieb und Energien in andere Bahnen zu lenken.
Eine von vielen Alternativen sind in den Spaziergang eingebaute Such-Aufgaben nach «verloreren» Gegenständen, ihr Vizsla wird begeistert sein. Oder man wählt die sportliche Ausbildung zum Fährten- und/oder Sanitätshund. Lauffreudig wie er ist, macht ihm auch das Revieren grossen Spass.
Kann er seine hervorragende Nase nach seinem Naturell für tägliche Aufgaben einsetzen, zeigt er sehr viel Teamgeist und ist ganz bei der Sache. Zudem ist Nasenarbeit sehr anstrengend und lastet aus. In Kombination mit mindestens zwei Stunden Auslauf pro Tag, macht ihn das wunderbar glücklich, ausgeglichen und zufrieden. Es sollte einem aber bewusst sein, dass schon eine seriöse Grundausbildung und der zuverlässige Rückruf nicht mit einem 10 Lektionen-Kurs erlangt werden sondern durchschnittlich 2 Jahre dauert, und jede weitere Ausbildungs-Sparte zusätzlich Zeit beansprucht.
Dass er wegen seines Arbeitseifers in manchen Ländern, wie der Weimaraner nur an Jäger abgegeben wird, kann ich nachvollziehen. Ein unterbeschäftigter Vizsla kann leicht zum Tyrann, ängstlich bis nervös-frustriert oder eigensinnig-stur werden – oder sich schlicht mit der Wohnungseinrichtung beschäftigen. Nicht ausgeschlossen, dass er sich ausser Haus Abwechslung nach eigener Vorstellung sucht – meist nicht im Sinne des Halters oder Wildhüters. Seine jagdliche Veranlagung sollte niemals vergessen werden.

Zusammenleben

Magyar Vizsla Maxim mit vielen VizslasDas von diversen Büchern abgeschriebene «Hund für Anfänger» können wir nicht bestätigen. Sein zuweilen stürmisches Temperament kann für Passanten und Gäste (anspringen und abküssen) schnell zu viel des Guten sein und Erst-Hunde-Besitzer leicht überfordern. Da er sehr klever ist, braucht er konsequente Erziehung, jedoch mit viel Fingerspitzengefühl und ohne Druck. Versäumnisse nutzt er charmant aber bestimmt aus. Die oft erwähnte «Leichtführigkeit» bedeutet nicht «easy oder schnell erzogen». Eher bezieht sich dies auf seine Intelligenz, Lernwille und seine gute Auffassungsgabe. Zudem ist er kein Ein-Personen-Hund und kann auch von einer anderen Person «leicht» geführt werden.
Aufmerksam und an allem interessiert, sticht ein Vizsla in alle Richtungen und läuft gerne weit voraus – siehe Veranlagung. Ihm das schön an der Leine laufen beizubringen braucht viel Geduld (manche können es nie). Treffen Sie also einen gut gehorchenden Vizsla, ist dies das Resultat von zwei, drei und mehr Jahren konsequentem Training.
Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass junge Vizslas nicht auf allen Hundeplätzen gern gesehene Teilnehmer sind. Es haftet an ihm der «nervöse, hyperaktive Hund» der Unruhe in die Gruppe bringt und sich von allem ablenken lässt. Nicht jeder andere Hundeführer hat dafür Verständnis. Für Hund und Halter sinnvoller sind Kleingruppen oder Privat-Lektionen, gerade in der Jugendzeit. Da er sehr gut hört, führt man einen Vizsla mit leiser Stimme.
Der Vizsla ist gerne bei seinen Menschen und wickelt diese mit viel Charme schnell um den Finger. Man kann seinem Blick einfach kaum wiederstehen. Bekommt er Aufgaben die ihn auslasten, ist er zu Hause völlig entspannt und ein ruhiges Familienmitglied. Zuweilen kann er auf zuviel Lärm und Hektik sensibel reagieren.
Ein gut sozialisierter Vizsla ist freundlich, neugierig und geht auf alles zu was sich bewegt oder spanend richt. Das Jagdinteresse entwickelt sich ab dem 7 Monat bis zum Erwachsenenalter (ca. 3 Jahre) in Phasen und je nach Triebstärke, die er in den Genen mitbringt. Er sollte also auch schon als Welpe keiner Fliege hinterher jagen dürfen. Empfehlenswert ist, den Jagdtrieb keinesfalls mit Ballwerfen zu fördern.
Bitte berücksichtigen Sie, dass ein ungenügend erzogener oder unterbeschäftigter Vizsla – so schön diese Hunde auch sind – zur Belastung für die ganze Familie und Dritte werden kann. Dazu bleiben Vizslas bis ins hohe Alter sehr aktive Hunde und können gut 12 Jahre und älter werden.

Einsatzgebiete

Magyar Vizsla Maxim als Fährtenhunddie seinen Anlagen entsprechen:

  • Jagd
  • Fährtenarbeit FH97
  • Rettungshund: Trümmersuchhund oder Geländesuchhund KH
  • Sportliche Ausbildung zum Sanitätshund SanH oder Lawinenhund LawH
  • Revierarbeit und Suchaufgaben
  • Begleithund BH

Fazit

Magyar Vizsla Maxim im SpielDer Vizsla ist ein Arbeitshund mit Tatendrang, der beschäftigt werden will und sollte. Einen Vizsla haltet man nicht einfach nebenbei. Er ist ein Hobby mit viel Zeitanspruch. Ansonsten wird er und schlussendlich der Besitzer nicht glücklich.
Einen Vizsla kann man auch mit einem täglichen Auslauf von 2 Stunden nicht müde laufen. Umso wichtiger sind geistige Aufgaben, die seinem Naturell entsprechen und Ihn zufrieden und ausgeglichen machen. Und die täglichen 10 km und mehr – das sind 70 bis 100 km in der Woche! – verlangen auch einiges an eigener körperlicher Verfassung und Kondition und halten fit.

Schenkt man ihm die passende Beschäftigung gepaart mit viel Bewegung, geduldige und ruhige Führung und die dazu nötige Zeit, kommt dies um ein vielfaches zurück und er ist eine wahre Bereicherung fürs Leben.

Unterschiede bei der Zucht.

Was macht ein guter Züchter aus?

Magyar Vizsla Maxim PortraitPersönlich fand ich es sehr wichtig, die Züchter mit Ihren Hunden vor dem Wurf kennen zu lernen. Ich habe mir einige Züchter angesehen und war bei allen herzlich willkommen. Wir konnten so die Mutterhündin und ihr Charakter und Erscheinung genauer beobachten, obwohl schlussendlich Maxim so gar nicht nach der Mama kam.

Auch wenn Sie auf Papiere (mit Stammbaum eingetragener Hund) keinen Wert legen, so sagen sie doch einiges aus. Züchtet jemand mit Hunden, die keine oder Papiere aus dem Ausland haben, wäre ich grundsätzlich vorsichtig. Fragen Sie in diesem Fall nach, ob der Hund in der Schweiz ebenfalls angekört wurde. Drückt sich ein Züchter von der Ankörung, rate ich ihnen persönlich vom Kauf ab.
Die Ankörung ist eine Wesensprüfung. Der Hund sollte die minimalen Anforderungen der Rasse bestehen, dem FCI-Standard entsprechen und gesund sein. Hat er die Anlage, die jeder Vizsla haben sollte, ist die Ankörung kein Problem. Nach der bestandenen Ankörung ist der Hund offiziell zur Zucht zugelassen. In manchem Nachbarland ist eine erfolgreiche Jagdprüfung Voraussetzung für die Zucht. (Nicht so in der Schweiz.)

Ich weiss von einigen Züchtern, die genau überlegen und recherchieren, welche Verpaarung nicht nur vom äusserlichen sondern eben von der Anlage, vom Temperament und Charakter her passt. Das ist sehr lobenswert, wollen wir doch auch in Zukunft gesunde, wesensfeste und freundliche Vizslas.

Obwohl Hunde von anerkannten FCI-Züchtern teurer sind, sollte doch berücksichtigt werden, was alles dahinter steckt. Kontrolliere FCI-Züchter erfüllen eine ganze Liste von Anforderungen an die Wurfplanung und Aufzucht, was schlussendlich dem neuen Welpen-Besitzer zugute kommt. Dazu gibt es bei jedem Wurf eine sogenannte Wurfkontrolle. Die Welpen sind bei Abgabe entwurmt, geimpft und gechipt.

Unser Vizsla lernte schon früh wie sich Gras, Kiesel, Steinplatten, Sand usw. anfüllt und riecht. Dass es Pferde und Katzen gibt. Dass Kinder meist hoch jauchzen und begeistert mit einem spielen. Dass es Onkel, Tanten und andere Hunde gibt. Dass Autofahren spannend sein kann und es im zivilen Leben viele unbekannte Geräusche gibt – und so weiter.
Soll der Vizsla in Zukunft für die Jagd ausgebildet werden, so legt der Züchter bereits den Grundstein dazu. Dann spielen die Welpen nicht nur mit «Plüschtieren» sondern mit Krähenfedern, Hasenfell und Rehbein.

Alles was ein Welpe in den ersten Wochen beim Züchter und mit seinen Wurfgeschwistern positiv erfahren und kennenlernen konnte, ist für sein weiteres Leben in unserer mittlerweile hochkomplexen Menschenwelt Gold und schlussendlich sein Geld wert.

Eine Liste der anerkannten FCI-Züchter finden Sie auf der Website des Magyar Vizsla Club Schweiz MVCS. Bei Fragen hilft Ihnen sicher auch die Zuchtwartin weiter.
Für den jagdlich geführten Vizsla-Interessenten ist der Förderverein Magyar Vizsla eine gute Anlaufstelle.